Wiederauferstehung
Die Leninverbuddler und alle, denen Geschichte nur ihre eigene bedeutet, haben eine Niederlage erlitten. Der Kopf von Lenin wird dem märkischen Sand wieder entrissen und auf der Ausstellung in der Spandauer Zitadelle im Früjahr 2015 gezeigt werden. Entwarnung für alle, die darin den verlängerten Arm Putins sehen.
Warum tun die Menschen und speziell die Deutschen sich so schwer mit den Denkmalen überwundener Epochen?
erste Zeugnisse
Eines der ältesten Zeugnisse derartigen Bildersturms war gewiss die Zeit nach der Ermordung des ägyptischen Pharao Amenophis IV, auch Echnaton genannt. ( mittleres Reich, ca. 1450 v. Chr.). Der hatte es gewagt, die übertragene Vielgötterei der ägyptischen Priesterkaste zu Gunsten eines Sonnengottes zu beenden und damit der Priesterschaft den Kampf angesagt. Das haben er und seine Gattin Nofretete nicht überlebt. Seine Hauptstadt Acheaton, das heutige Tel Amarna, wurde dem Erdboden gleich gemacht und sein Antlitz von der Erde vertilgt. Die Büste Nofretetes konnte ausgegraben werden und steht im Neuen Museum in Berlin.
frühes Christentum
Im frühen Christentum gab es den Bilderstreit. Der entzündete sich daran, ob man Abbilder und Skulpturen von Jesus uns seinen Aposteln in Kirchen aufstellen durfte. Unsägliche Schätze der Gestaltungskunst der orthodoxen Kirche gingen dadurch verloren.
muslimische Religion
In der muslimischen Religion sind Abbildungen Gottes und des Propheten verboten. Die Moscheen sind deshalb von Kalligrafien geschmückt. Mohammed selbst soll die Abbilder und Statuen der anderen Götter im Schrein des schwarzen Meteoriten in Mekka in der Kaaba um 616 zerschlagen haben.
Das lieferte den Wahhabiten zwischen 1804/06 die Begründung, Zeugnisse und Grabmäler vieler großer Persönlichkeiten des frühen Islams zu zerstören. Allein das Grab des Propheten in der Moschee von Medina wurde geschont.
religiöse Barbarei
Meist kommt diese Zerstörungswut mit Kriegen einher. Offenbar sind sich die neuen Herrscher ihrer Sache und Macht nicht ganz sicher. Sie meinen deshalb die Dämonen des Alten zerstören zu müssen. Als die Taliban die übergroßen in Fels gehauenen Buddha Statuen in Bamiyan/Afghanistan zerstörten war der Aufschrei groß.
Deutschland und Berlin
Viele Beispiele gibt es auch aus der deutschen Geschichte. Stellvertretend das Berliner Schloss – der Palast der Republik – das neue Berliner Schloss. Auch Friedrich II. war lange nicht gut gelitten, bevor sich die DDR anlässlich des 750-jährigen Geburtstages Berlins sich ihrer Preußischen Geschichte besann.
Ein anderes Kapitel ist das Thälmanndenkmal im Prenzlauer Berg. Zu monumental und monolithisch, konnte es allein auf Grund seiner physischen Struktur dem Abriss widerstehen. Jetzt ist es Bestandteil der Berliner Denkmalliste und man begreift, dass man sich mit einem Zeitzeugen als Person und Statue bestens auseinandersetzen kann auch wenn das Denkmal unter ästhetischen Gesichtspunkten eher hässlich ist.
Ausstellung
Der Leninkopf wird nun im Frühjahr 2015 in der Zitadelle Spandau im Rahmen der Schau „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ zu sehen sein. Er ist eines der über 100 Exponate aus Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Zeit und DDR , die zu sehen sein werden.
Hartmut Dold